Weniger Aussteller und Besucher: NEOCOM vor schwerer Zukunft

Knapp 600 Kongress-Teilnehmer, dazu 2.437 Besucher auf der Messe (inkl. Kongress-Teilnehmer) sowie 80 Aussteller und Partner: Das ist die Bilanz der Multichannel-Veranstaltung NEOCOM in Düsseldorf, die bis zum Jahr 2012 als „Versandhandelskongress“ in Wiesbaden abgehalten wurde. Diese Zahlen nennt Geschäftsführerin Ioana Sträter von dem Kongress-Veranstalter Management Forum im Gespräch mit neuhandeln.de. Ihr zufolge hat die NEOCOM damit zum Vorjahr sowohl an Besuchern insgesamt als auch an Ausstellern auf der begleitenden Fachmesse verloren. Das war auch mein Eindruck vor Ort.

NEOCOM Messe
NEOCOM-Messe (Bild: Management Forum)

Konkret beziffern lässt sich der Schwund gegenüber dem Vorjahr allerdings nicht. Denn 2016 hatten die Veranstalter überhaupt keine Besucherzahlen genannt. Laut den zuletzt veröffentlichten Besucherzahlen kam die NEOCOM allerdings im Jahr 2015 noch auf 4.517 Teilnehmer (inkl. Kongressbesucher).

Die Zahl der Aussteller und Partner lag vor einem Jahr nach der offiziellen Zählweise noch bei 220 Unternehmen – hier hat die NEOCOM also in einem Jahr fast zwei Drittel an Masse eingebüßt. Leere Hallen gab es dennoch nicht – allerdings auch weil die NEOCOM in diesem Jahr auf dem Areal Böhler aus den Schmiedehallen in die kleinere Kaltstahlhalle verlegt worden ist.

Zufrieden waren die von mir befragten Aussteller dennoch nicht. So wurde oft geklagt, dass schlichtweg zu wenig los sei – angesichts von nur 2.437 Besuchern auch kein Wunder. Wie es mit der NEOCOM weiter geht, wird daher im Oktober und November entschieden. Dann startet der Veranstalter die Gespräche mit den beiden Verbänden HDE und BEVH, die als Träger die NEOCOM unterstützen.

„Der Veranstalter und seine Gesellschafter werden Bilanz ziehen und dann mit Vorschlägen für die Zukunft der NEOCOM auf uns zukommen“, heißt es offiziell beim BEVH. Der übrigens nicht zwangsweise der NEOCOM verbunden bleiben muss. Denn nach den Gesprächen mit dem Veranstalter der NEOCOM will der BEVH-Vorstand grundsätzlich eine Entscheidung über eine weitere Zusammenarbeit treffen.

NEOCOM-Analyse: Kein Profil, kein Stallgeruch

In den Gesprächen soll auch über ein neues Format diskutiert werden. Die aktuelle Auflage hat aber einmal mehr gezeigt, dass die Probleme der NEOCOM viel tiefer liegen dürften. So fehlt Messe und Kongress ein klares Profil, für was die Veranstaltung eigentlich nun genau steht. Das diesjährige Motto „Connecting Commerce“ zum Beispiel besagt alles und nichts. Die Veranstaltungen der Konkurrenz leben zudem davon, dass prominente Köpfe aus der Branche sie vorantreiben – sei es Blogger Jochen Krisch mit seiner „K5“ oder E-Commere-Berater Alexander Graf mit seinem „Digital Commerce Day„.

Dieser Stallgeruch kommt der NEOCOM zunehmend abhanden, wo professionelle TV-Journalisten inzwischen durch das Programm führen. Dabei hatte vor dem Umzug nach Düsseldorf mit Martin Groß-Albenhausen – damals als Chefredakteur bei Mitveranstalter „Versandhausberater“ aktiv und heute Hauptgeschäftsführer beim BEVH – noch ein Kenner der Szene durch den Kongress geführt.

Ohne klares Profil und Köpfe aus der Branche dürfte der NEOCOM wohl kaum der Turnaround gelingen. Und das wäre durchaus schade. Denn in Düsseldorf war längst nicht alles schlecht. So konnte man auf der Gala und dem Kongress auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Top-Entscheider aus dem Handel treffen, die man in dieser Menge sonst derzeit auf kaum einer anderen Veranstaltung findet. Für das Networking unter den Kollegen hat die NEOCOM daher wieder einmal eine gute Plattform geboten.

Viele Besucher waren mit der NEOCOM daher zufrieden, weil sie viele Bekannte treffen konnten. Was zeigt, dass eine Plattform wie die NEOCOM durchaus ihre Daseinsberechtigung hat – auch wenn viele Besucher in den Hallen munkelten, dass es wohl im nächsten Jahr keine NEOCOM mehr gibt. Laut dem Veranstalter aber soll die NEOCOM am 10. und 11. Oktober 2018 wieder in Düsseldorf stattfinden – dann nach eigenen Angaben mit einem „klaren Fokus auf den Kongress-Inhalten und –Sprechern“.

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2 Kommentare

  1. Eine ergänzende Anmerkung, die mir vor ein paar Wochen aufgefallen war, weil wir ganz kurz überlegt hatten vielleicht doch zur Messe zu fahren – die Aussteller-Front scheint sich dort massiv gewandelt zu haben. Von all den Ausstellern die früher in Wiesbaden waren, war dies Jahr kaum einer mehr dabei.

    Motivierte natürlich auch nicht grad hinzufahren, wenn du noch nicht mal mit alten Bekannten ein Schwätzchen halten kannst.

  2. nach dem aus für die co-reach wäre das doch die überlebens-chance für die neocom, wenn man es richtig macht und aussteller/besucher übernimmt….

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