Vorläufige Zahlen: Otto-Gruppe kehrt in Gewinnzone zurück

In der vergangenen Woche hatte bereits der Otto-Versand seine Zahlen für das kürzlich abgelaufene Geschäftsjahr 2015/2016 (Stichtag: 29. Februar) veröffentlicht, nun legt die Konzern-Mutter nach.

Demnach konnte die gesamte Otto-Gruppe mit ihren über 120 Unternehmen in dem vergangenen Geschäftsjahr 2015/2016 weltweit einen Konzernumsatz von 12,6 Mrd. Euro netto erzielen, wie nun die vorläufigen Zahlen besagen. Nach diesen konnte die Otto-Gruppe ihren Konzernumsatz nicht nur wieder deutlich um 4,3 Prozent steigern, nachdem es im Vorjahr nur ein Mini-Plus von 0,5 Prozent gegeben hatte. Die Hanseaten werden zudem auch beim Ergebnis vor Steuern wieder einen „deutlich positiven Gewinn“ ausweisen können, wie der Konzern gegenüber neuhandeln.de durchblicken lässt.

Otto Group Kennzahlen
Im vorletzten Geschäftsjahr 2014/2015 hatte die Otto-Gruppe noch einen Verlust eingefahren (Bild: Otto Group)

Zur Erinnerung: Im vorletzten Geschäftsjahr hatte ja nicht nur das gesamte Geschäft der Gruppe mehr oder weniger stagniert. Die Hanseaten mussten beim Ergebnis vor Steuern obendrein einen Verlust von -125 Mio. Euro verbuchen, nachdem es zuvor einen Gewinn von 244 Mio. Euro gab (siehe Tabelle).

In die Verlustzone rutschte die Otto-Gruppe damals aus verschiedenen Gründen. So wurde zum Beispiel in Frankreich das Geschäft der 3Suisses-Gruppe umgebaut, wodurch Umsätze gesunken und Kosten für die Restrukturierung angefallen waren. Schwierig war auch das Geschäft in Osteuropa, wo die Umsätze in Euro durch den Verfall des Rubels gleich zweistellig zurückgingen. In Deutschland wurde zudem bei der Otto-Tochter myToys.de in einen neuen Logistikstandort investiert, dazu hatten bei dem Multichannel-Händler Sportscheck noch Umstellungen bei der IT das Ergebnis belastet. Außerdem waren Anlaufinvestitionen für neue Online-Shops wie das Multishop-Projekt Collins angefallen.

Im vergangenen Geschäftsjahr hatte sich der Konzern dagegen nach eigenen Angaben wieder darauf konzentriert, wettbewerbsfähige Angebote, Services und Technologie für seine Kunden zu bieten. Das Ergebnis: Der Otto-Versand konnte – nicht zuletzt dank zahlreicher Sonderangebote zum 20-jährigen Jubiläum des Online-Shops – um rund zehn Prozent auf 2,56 Mrd. Euro Netto-Umsatz zulegen und so das erste zweistellige Wachstum seit Jahren erzielen. Der Modeversender Bonprix profitierte von einem modischeren Sortiment und erhöhte den Netto-Umsatz um elf Prozent auf 1,4 Mrd. Euro.

Multishop-Projekt Collins kratzt an 100-Millionen-Marke

Wachsen konnten auch die auf Best Ager fokussierte Witt-Gruppe (plus 4 Prozent auf 756 Mio. Euro) sowie die Baur-Gruppe (plus 1,3 Prozent auf 683 Mio. Euro) und die myToys-Gruppe, wo man dank Investitionen in Logistik und IT den Umsatz gleich um knapp 20 Prozent auf 508 Mio. Euro erhöhte.

Positiv entwickelt hat sich das Geschäft auch bei SportScheck, wo der Netto-Umsatz um 7,7 Prozent auf 319 Mio. Euro gestiegen ist. Weil das Geschäft des Multichannel-Händlers aber in den vergangenen Jahren jeweils rückläufig war, liegt der aktuelle Sportscheck-Umsatz gerade einmal auf dem Niveau des Geschäftsjahres 2013/2014, indem der Umsatz um 5,1 Prozent auf 319 Mio. Euro gesunken war.

Otto-Vorstandschef Hans-Otto Schrader (Bild: Otto Group)
Otto-Vorstandschef Hans-Otto Schrader (Bild: Otto Group)

Wachstum verzeichnet auch das Multishop-Projekt „Collins„, wo die Otto-Gruppe seit Mai 2014 verschiedene Mode über die drei Online-Shops About you, Edited und Sister Surprise an eine junge Zielgruppe verkauft.

Bei dem Start-Up steuerte man im vergangenen Geschäftsjahr auf die magische Umsatzmarke von 100 Mio. Euro zu, wobei die Gruppe dieses Wachstum nicht zuletzt über Investitionen in TV-Werbung erkauft haben dürfte. Das Geschäft dürften zudem neue Projekte befeuert haben wie ein Schweizer Online-Shop und ein Shopping-Club, die in den vergangenen Monaten gestartet wurden.

Trotz der guten Entwicklung bei vielen Händlern lief es in der gesamten Gruppe nicht überall rund. So gab es etwa bei der Schwab-Gruppe erneut ein Minus, wodurch der Umsatz von 6,9 Prozent auf 216 Mio. Euro geschmolzen ist. Zwar konnte bei Schwab die Große-Größen-Marke Sheego zulegen und erstmals einen dreistelligen Millionenumsatz erzielen. Dafür wurde aber parallel das Geschäft des Universalversenders Schwab weiter zurückgefahren, was bereits seit Jahren praktiziert wird.

Kehrseite: Weitere Rückgänge bei Schwab, Heine und 3Suisses

Auch bei der Heine-Gruppe sank der Umsatz erneut – diesmal um 4,8 Prozent auf 458 Mio. Euro. Hier konnte zwar der auf Haushaltswaren spezialisierte Multichannel-Händler Manufactum zulegen, der zur Gruppe gehört. Dafür gab es Umsatzrückgänge bei den Textilanbietern Heine und Alba Moda, die auch zur Gruppe gehören. Im laufenden Jahr dürften die Zahlen aber besser aussehen. Denn Alba Moda hat der Otto-Konzern gerade erst verkauft, bei Heine wurde zudem ein neues Management installiert.

Im Ausland hatten der Otto Group Russia auch im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr die schwache Konjunktur und der Verfall des Rubels das Geschäfts erschwert, so dass die Umsätze um 35 Prozent auf 260 Mio. Euro sanken. Weil die Otto-Gruppe in Osteuropa aber auch die Marketing-Ausgaben reduzierte, konnte man operativ wieder schwarze Zahlen schreiben. Ein Sorgenkind blieb auch die französische 3SI-Gruppe, wo der Umsatz um 8,5 Prozent auf 779 Mio. Euro sank – vor allem durch erneut hohe Rückgänge bei der auf Mode-Handel spezialisierten Kernmarke 3Suisses. Weil das Geschäft unverändert kriselt, will die Otto-Gruppe jetzt alle Händler verkaufen, die zu der französischen Versendergruppe gehören – unter anderem auch den in Deutschland aktiven 3Pagen-Versand.

Insgesamt konnte die Otto-Gruppe mit all ihren Handelsmarken den weltweiten Netto-Umsatz um 2,4 Prozent auf über zehn Mrd. Euro steigern. Weitere Umsätze erwirtschaftet der Konzern über Finanz- und Logistik-Dienstleistungen für andere Händler. Bei den Finanz-Services konnte die unter anderem auf Forderungsmanagement spezialisierte EOS-Gruppe um 5,3 Prozent auf 680 Mio. Euro wachsen. Bei den Logistik-Services steigerte Paket-Zusteller Hermes den Umsatz um 16,6 Prozent auf 1,7 Mrd. Euro, was der Konzern gegenüber neuhandeln.de mit vielen Neukunden im B2B-Bereich begründet.

Der Otto-Konzern ist mit seinen drei Sparten Multichannel-Einzelhandel, Service und Finanz-Dienstleistungen insgesamt mit über 120 Unternehmen in 20 verschiedenen Ländern aktiv.

Im vergangenen Jahr wurden mit Alba Moda und Otto Office zwei Versender verkauft, der Konzern hatte sich zudem von den Dienstleistern Taylormail und Cité Numerique getrennt. Zum aktuellen Jahresumsatz von 12,6 Mrd. Euro netto haben diese Unternehmen allerdings noch beigetragen.

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