Channel21: Neues Geschäftsmodell trägt „erste Früchte“

Im Herbst 2012 hat der Teleshopping-Sender Channel21 sein Geschäftsmodell radikal verändert. Denn seit dem vierten Quartal 2012 steht der Verkaufssender prinzipiell anderen Anbietern offen, die ihre Produkte über TV-Sendungen vermarkten können. Damit überträgt Channel21 das aus dem Online-Handel bekannte Modell der Vertriebsplattform auf das Teleshopping. Denn obwohl die Ware von Dritten stammt, werden Produkte weiterhin im Namen und auf Rechnung von Channel21 verschickt – wobei die Artikel bisweilen gar nicht im Logistikzentrum der Hannoveraner lagern und direkt von Handelspartnern an die Kunden gehen.

Channel21Bildquelle: Screenshot

Aktuell nutzen bereits rund 40 Drittanbieter den TV-Sender als Verkaufsplattform, um Teleshopping-affine Kunden zu erreichen. Zu diesen Partnern zählen einerseits prominente Unternehmen wie die im im Versandhandel allseits bekannte Klingel-Gruppe sowie eher unbekanntere Namen wie die Typ 28 Mode GmbH, die ihre Mocca-Kollektion über Channel21 verkauft. Diese Kooperation seit laut dem Handelspartner bislang erfolgreich verlaufen und die Modelinie Mocca habe sich im Teleshopping etabliert („Handelspartner MOCCA zieht Zwischenfazit“).

Konkrete Umsätze verrät der Handelspartner leider nicht. Dafür beschreibt Channel21 in seiner Pressemeldung ausführlich die zentralen Gründe, die für eine Kooperation sprechen:

„Ein Kleidungsstück kann in der Bewegung am Körper und in verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten gezeigt werden, was Kunden die Kaufentscheidung deutlich erleichtert. Das Feedback, das beim Verkauf im TV sofort zur Verfügung steht, kann prompt einfließen in die nächste Kollektion. Nach einer Live-Verkaufssendung sind Absatzzahlen und Bestellverhalten sofort nachvollziehbar. Dies erlaubt den Business-Partnern von CHANNEL21 die kontinuierliche Optimierung ihres Angebots.“

Für eine Kooperation spricht meiner Meinung nach zudem, dass Händler gerade im Teleshopping gut erklärungsbedürftige Ware präsentieren können sowie „Bedarfswecker„, nach denen Kunden nicht explizit suchen. Denn während Online-Shopping oft eher rational getrieben ist und Kunden vor einem Kauf bereits eine konkrete Produktidee im Kopf haben, können Teleshopping-Sender ihre Kunden gut zu Impulskäufen inspirieren. Auch die Reichweite ist ein Argument: So erreicht der Sender nach eigenen Angaben um die 32 Millionen Haushalte via Kabel, Satellit und DVB-T und streamt sein Programm außerdem seit kurzem auch auf YouTube.

Von den Erlösen einer Verkaufssendung werden die Kosten der beteiligten Parteien abgezogen (z.B. Wareneinsatz des Drittanbieters, Produktionskosten von Channel21), der verbleibende Gewinn zur Hälfte geteilt. Mit diesem Geschäftsmodell soll Channel21 bereits im ersten Monat nach der Umstellung schwarze Zahlen erreicht haben, wie Geschäftsführer Klaus Skripalle dem Versandhausberater im Herbst 2012 verraten hatte (als ich dort noch Chefredakteur war).

Im gesamten Geschäftsjahr 2012 kam Channel21 dagegen nur noch auf einen Netto-Umsatz von 26,3 Mio. Euro, nachdem der Umsatz bereits im Jahr zuvor von 65,9 Mio. auf 33,9 Mio. Euro eingebrochen war. Das Ergebnis hatte sich 2012 zwar deutlich verbessert, unterm Strich stand damals dennoch ein Jahresfehlbetrag von 16,3 Mio. Euro (2011: -24,1 Mio. Euro).

Als Grund für den erneuten Umsatzrückgang nennt Channel21 im kürzlich veröffentlichten Geschäftsbericht für das Jahr 2012 „hohe Lagerbestände und die damit einhergehende Überrotation an Live-Stunden“. Channel21 musste also seine Ladenhüter immer wieder in den TV-Sendungen präsentieren, was das TV-Programm für Kunden nicht attraktiver gemacht haben dürfte.

Mit der Umstellung auf das neue Vertriebsmodell habe der Sender diesen Negativ-Trend im vierten Quartal 2012 durchbrechen können. Kein Wunder: So kann Channel21 im neuen Geschäftsmodell unter anderem Kosten bei Einkauf und Lagerhaltung reduzieren.

Welches Handelsvolumen über Partner im vierten Quartal 2012 nun aber konkret erzielt werden konnte und was für ein Ergebnis dabei heraussprang, steht nicht im Geschäftsbericht und wird auf Nachfrage auch nicht verraten. Im Bericht ist aber zu lesen, dass im ersten Halbjahr 2013 das neue Geschäftsmodell bereits „erste Früchte“ getragen haben und Channel21 das Geschäftsjahr 2013 voraussichtlich positiv gestalten könne. So sei Teleshopping hoch attraktiv für Partner geworden, die erstmalig den Vertrieb ihrer Sortimente über TV gestalten wollen (Anmerkung: Zahlen für das Geschäftsjahr 2013 wurden bisher nicht veröffentlicht).

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