„Shopping City“: Das plant Zalando mit dem Einzelhandel

Der Berliner Mode-Versender Zalando will langfristig mit dem stationären Einzelhandel in Deutschland kooperieren. Das ist ein zentraler Bestandteil einer Plattform-Strategie, die bis zum Jahr 2020 umgesetzt werden soll. Der Grundgedanke des Konzepts besteht darin, dass Kunden bei Zalando künftig Mode von angeschlossenen Einzelhändlern bekommen sollen.

Zalando Shopping CityZalando will Ware per Express aus Ladengeschäften liefern (Bild: Screenshot)

Funktionieren soll das in der Praxis zum Beispiel so: Ein Kunde kontaktiert den Service von Zalando, weil ihm auf der Facebook-Fanpage eines Promis eine hübsche Tasche aufgefallen war. Der Mitarbeiter sieht daraufhin nach, ob Zalando die entsprechende Tasche aktuell im Sortiment führt. Wenn der Artikel dann zum Beispiel im Online-Shop ausverkauft sein sollte, will Zalando dem Kunden alternativ Einzelhändler nennen, wo der Interessent die Tasche doch noch kaufen kann. Empfehlen könnte Zalando dann unter anderem die Geschäfte von solchen Einzelhändlern, die sich in der Nähe des Interessenten befinden und schnell erreichbar sind.

Wenn der Kunde die Ware bereits sofort braucht, will Zalando das gewünschte Produkt sogar über einen Expresskurier in wenigen Minuten zum Verbraucher nach Hause liefern lassen.

Solche Kooperationen plant Zalando, weil Konsumenten nach Auffassung des Mode-Händlers zunehmend egal sei, wo sie ihre Mode bestellen – wichtig sei in erster Linie für die Kunden, dass sie schnell an die gewünschte Ware kommen. Selbst im stationären Einzelhandel will Zalando aber nicht aktiv werden, weil man die Kernkompetenzen im Online-Handel sieht.

Über so ein Kooperationsmodell könnte Zalando deshalb auch von Mode-Käufen profitieren, wenn das eigene Online-Sortiment das gewünschte Produkt einmal nicht hergibt – auch wenn die Berliner in solchen Fällen wohl nur eine Provision vom vermittelten Umsatz der stationären Partner bekommen dürften. Zalando kann dafür aber sein Geschäft in den Einzelhandel vor Ort verlängern, ohne selbst ein Filialnetz aufziehen zu müssen. Auf einem ähnlichen Prinzip basiert bereits die Multichannel-Strategie des Online-Optikers Mister Spex, für dessen Kunden immer mehr stationäre Optiker die Brillen anpassen oder alternativ Sehtests durchführen.

Plattform-Strategie: Zalando kooperiert zunehmend mit externen Partnern

Für diese Service-Leistungen bekommen die stationären Partneroptiker eine Vergütung. Das Multichannel-Modell kommt bei den Kunden an und wird nach einem erfolgreichen Start in Deutschland vor vier Jahren zunehmend in weiteren europäischen Ländern angeboten.

Mister Spex hat es allerdings auch vergleichsweise einfach. Zwar muss auch der Online-Optiker zunächst die stationären Partner von einer Kooperation überzeugen. Technisch gesehen ist der Aufwand aber überschaubar, da Kunden nur Termine bei den Partnern vereinbaren müssen.

Bei dem von Zalando geplanten Modell (Projektname: „Shopping City“) ist allerdings eine der Grundvoraussetzungen, dass die teilnehmenden Händler ihre Warenbestände mit Zalando synchronisieren und ein Datenabgleich möglichst in Echtzeit erfolgt. Schließlich können die Berliner nur dann sehen, welche Handelspartner momentan welche Produkte führen – was schon einen deutlich größeren Aufwand bedeutet als beim Partner-Modell von Mister Spex.

Amaze-AppDie Amaze-App liefert Outfits, die aus Zalando-Ware bestehen (Bild: Amaze)

Dennoch spricht viel dafür, dass Zalando seine Pläne in die Tat umsetzen wird. Denn einen offenen Plattform-Ansatz verfolgen die Berliner bereits in anderen Bereichen, wo schon mit Partnern kooperiert wird. So können seit diesem Frühjahr beispielsweise externe Entwickler eigene Apps programmieren und darüber Mode von Zalando verkaufen. Eine erste Anwendung ist seit kurzem verfügbar, in der man Outfits von Zalando bestellen kann (Projekt „Amaze“).

Auch beim kürzlich gestarteten Curated-Shopping-Dienst „Zalon“ arbeiten die Berliner mit Externen zusammen. Hier erhalten Kunden eine kostenlose Style-Beratung und eine Box mit einem persönlich Outfit, das freiberufliche Berater für Zalando-Kunden zusammenstellen.

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1 Kommentar

  1. Interessant. Bin gespannt ob sich das durch setzt. Ich persönlich würde ein solches Angebot wohl eher nicht nutzen. Aber man soll ja niemals nie sagen 😉

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