Paketkästen: DPD & Co. wollen mit „ParcelLock“ angreifen

Gegenüber neuhandeln.de hatten DPD & Co. bereits im Frühjahr durchblicken lassen, dass ihre Alternative zum Paketkasten von DHL in diesem Herbst auf den Markt kommen soll. Nun wird es allmählich konkret. So wollen die im Verbundprojekt organisierten Logistik-Dienstleister ihr Konzept im Oktober offiziell vorstellen, das derzeit in der Praxis getestet wird. Dadurch will man im kommenden Monat zum Start auf einem marktreifen Konzept aufsetzen können.

ParcelLockFür die Vermarktung wurde jetzt zudem die so genannte ParcelLock GmbH gegründet, an der die Paketzusteller DPD, GLS und Hermes jeweils als gleichberechtigte Gesellschafter beteiligt sind. Nicht zum Gesellschafterkreis gehört der Logistik-Dienstleister UPS, der seit dem Start des gemeinsamen Vorhabens im vergangenen Sommer mit zu den Projektpartnern zählte. Warum UPS nun nicht an der ParcelLock GmbH beteiligt ist, will man aber aktuell nicht verraten und verweist stattdessen auf die Produktvorstellung im Oktober.

Kein offizielles Statement gibt es auch dazu, unter welchem Produktnamen der gemeinsame Paketkasten künftig vermarktet werden soll. Eine Website auf den Namen „ParcelLock“ wurde aber bereits von der Hermes Europe GmbH registriert, ein Logo findet sich dort auch schon (siehe Foto). Das spricht zumindest dafür, dass die Zusteller ihren gemeinsamen Paketkasten auch künftig als „ParcelLock“ anbieten werden. Die Bezeichnung bedeutet zudem übersetzt in etwa „Paketkasten“ und wäre damit von DPD & Co. auch international gut zu vermarkten.

Aktuell befindet sich die ParcelLock GmbH noch in der Gründungsphase, der Geschäftsführer steht aber schon fest. Demnach wird Dirk Reiche das Gemeinschaftsunternehmen leiten. Er war unter anderem bereits Managing Director bei dem auf Same-Day-Delivery spezialisierten Start-Up Tiramizoo und fünf Jahre als Finanzchef für Software-Anbieter Intershop zuständig.

„Anbieteroffenes Konzept“: ParcelLock-System könnte auch DHL nutzen

Die ParcelLock GmbH ist die Antwort auf den Paketkasten von DHL. Dieser wird seit Frühjahr 2014 offiziell vermarktet und soll Kunden das Online-Shopping versüßen. So kann man Pakete im Paketkasten hinterlegen lassen und muss daher nicht zu Hause sein, wenn eine Bestellung zugestellt wird. Dadurch sollen Kunden keine Pakete mehr aus Versehen verpassen. Retouren lassen sich ebenfalls im Paketkasten hinterlegen, die ein Zusteller dann mitnehmen kann.

Die Krux an dem Verfahren: Empfangen und hinterlegen lassen sich in den Paketkästen von DHL immer nur Sendungen, die von DHL transportiert werden. Lieferungen von Hermes & Co. bleiben dagegen außen vor, weswegen die Konkurrenten von DHL nun ihr eigenes System im Markt etablieren wollen. Kunden sollen den Vorteil haben, dass die mit nur einem Paketkasten prinzipiell Sendungen von allen Anbietern empfangen können – auch Pakete von DHL. Es ist aber eher unwahrscheinlich, dass DHL die eigene Lösung aufgeben wird. Es droht daher ein Machtkampf, der auch Verbrauchern nicht gefallen dürfte. Wer nämlich wirklich alle Pakete in einem Paketkasten empfangen will, muss wohl zwei konkurrierende Systeme parallel nutzen.

DHL PaketkastenNoch besetzt DHL den Markt für Paketkasten komplett allein (Bild: DHL Paket)

Den DHL-Paketkasten gibt es als Variante für freistehende Einfamilienhäuser, wo der Kasten im Garten aufgestellt oder an die Wand montiert wird. Alternativ gibt es für Mehrparteienhäuser eine Lösung, die optisch an eine Packstation erinnert und vor dem Gebäude aufgestellt wird.

Den Paketkasten von DHL kann man kaufen oder mieten. Kunden zahlen mindestens einen Betrag von 99 Euro, wenn sie einen Paketkasten kaufen. Alternativ kann man das System für eine monatliche Pauschale ab 1,99 Euro mieten. Damit sich Hermes & Co. im Wettbewerb mit DHL durchzusetzen können, sollen Kunden für das ParcelLock-System weniger bezahlen.

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