Otto-Gruppe verbucht wieder stärkere Online-Zuwächse

Die Otto-Gruppe wird im laufenden Geschäftsjahr 2015/2016 (Stichtag: 29. Februar) voraussichtlich einen Online-Umsatz in Höhe von 6,6 Mrd. Euro netto weltweit über alle Versendermarken erzielen. Diese Prognose haben die Hamburger heute bekannt gegeben, da der Konzern traditionell kurz vor dem Abschluss des aktuellen Geschäftsjahres erste Zahlen zu seinem E-Commerce-Geschäft verrät. Wenn sich die Prognose bewahrheitet, kann die Otto-Gruppe ein Wachstum von 6,5 Prozent verbuchen.

Dr Rainer Hillebrand
Rainer Hillebrand (Bild: Otto Group)

Diesen Zuwachs wertet Otto-Vorstand Rainer Hillebrand (siehe Foto links) als einen „guten Erfolg“ – was auch nachvollziehbar ist.

Denn zum einen waren die weltweiten E-Commerce-Umsätze der Handelsgruppe im vergangenen Geschäftsjahr 2014/2015 mit einem Plus von lediglich 2,5 Prozent auf einen Wert von rund 6,3 Mrd. Euro netto noch spürbar geringer ausgefallen, womit sich das Wachstum zum Vorjahr damals zudem auch spürbar abgeschwächt hatte (2013/14: 7,6 Prozent Plus auf 6,0 Mrd. Euro). Im gerade noch laufenden Geschäftsjahr wäre für die Hanseaten zudem noch mehr drin gewesen.

Dafür hätten aber die Umsätze in „problematischen Märkten“ wie Frankreich und Russland nicht sinken dürfen. Denn in Russland leidet das Geschäft der Otto Group Russia (Versendermarken: Otto, Bonprix, Quelle, Witt) nach wie vor unter der schwachen Konjunktur und dem niedrigen Rubelkurs. In Frankreich wiederum gehen die Online-Umsätze des Konzerns bereits seit längerem zurück, weil die heimische Händlergruppe 3Suisses (eine Tochter des Otto-Konzerns) von einem Katalogversender zu einem Online-Pureplayer umstrukturiert wird. In diesem Zusammenhang werden keine Print-Kataloge mehr an die Bestandskunden verschickt, wodurch wiederum Anstöße für den Online-Einkauf verloren gehen.

Deutschland-Geschäft: myToys.de knackt 500-Millionen-Marke

Allein in Deutschland will die Otto-Gruppe über alle Versendermarken im laufenden Geschäftsjahr 2015/16 übrigens einen Online-Umsatz von 4,4 Mrd. Euro erzielen, was einem Plus von zehn Prozent entsprechen würde. Auch hierzulande nimmt damit das Geschäft wieder an Fahrt auf, nachdem im vergangenen Geschäftsjahr nur ein Plus von rund drei Prozent auf einen Online-Umsatz von etwa 4,1 Mrd. Euro in den Büchern stand. Gerade bei den Big Playern wie dem Otto-Versand, Textilversender Bonprix, dem Baur Versand und der myToys.de-Gruppe würde sich das Geschäft gut entwickeln.

Prinzipiell basiere die hohe Wachstumsdynamik im laufenden Geschäftsjahr auf starken Marken und einem guten Service, wie die Otto-Gruppe gegenüber neuhandeln.de argumentiert. Dass dafür zwar Investitionen in Sortimente, Vertrieb und Marketing nötig wären, sei wettbewerbsüblich. Zu Lasten der Rendite würde sich die Otto-Gruppe aber traditionell keine Umsätze erkaufen.

Kennzahlen myToys.de
Die Berliner myToys.de GmbH konnte zuletzt stark wachsen (Bild: eigene Grafik)

Apropos myToys.de: Die Berliner Versendergruppe rechnet im laufenden Geschäftsjahr 2015/16 mit einem Plus von 20 Prozent, was nach einem Vorjahreswert von 424 Mio. Euro nun einem Netto-Umsatz von rund 509 Mio. Euro entsprechen würde. Rund 130 Mio. Euro zu diesem Gruppenumsatz steuert der Shopping-Club Limango bei, der seit dem Geschäftsjahr 2013/2014 zur myToys.de-Gruppe gehört.

Die restlichen knapp 380 Mio. Euro Netto-Umsatz wiederum kamen über die Berliner myToys.de GmbH zu Stande, die mit myToys.de (Sortiment: Spielzeug), Mirapodo (Schuhe) und Ambelllis (Damenmode) gleich drei Online-Shops betreibt.

Vergleichszahlen der Berliner GmbH für das vergangene Geschäftsjahr 2014/2015 nennt die Otto-Gruppe nicht, laut dem neuesten Jahresabschluss kam die Berliner Gesellschaft im vorletzten Geschäftsjahr 2013/14 auf einen Netto-Umsatz von 295,1 Mio. Euro über ihre drei Online-Shops.

Als Wachstumstreiber im laufenden Geschäftsjahr nennt die myToys.de-Gruppe unter anderem „verstärkte Investitionen in die Logistik und IT„, die sich positiv auf den Umsatz ausgewirkt haben sollen.

Wofür genau Geld ausgegeben wurde und was damit erreicht wurde, hat die Otto-Tochter bis Redaktionsschluss nicht verraten. So heißt es lediglich, dass man den eigenen Logistikstandort im hessischen Gernsheim ausbaue. Auch zum Ergebnis macht man keine konkrete Angaben.

Befeuert haben dürfte das Geschäft wahrscheinlich aber auch das Multishop-Konzept der Berliner. So steuert der Damenmode-Shop Ambellis zwar bereits seit sechs Jahren zusätzliche Umsätze bei, der Schuh-Shop Mirapodo aber gehört erst seit zwei Jahren zu der Berliner myToys.de GmbH.

Zur Erinnerung: Die myToys.de GmbH allein (ohne Limango) hat im vorletzten Geschäftsjahr 2013/2014 (Stichtag: 28. Februar) bei einem Netto-Umsatz von 295,1 Mio. Euro einen Jahresfehlbetrag von -16,4 Mio. Euro eingefahren (siehe Grafik). Damals hatten allerdings auch Investitionen in Marketing und Logistik das Ergebnis überdurchschnittlich belastet, weil unter anderem ein Logistikstandort in Langenselbold aufgegeben wurde und die myToys.de-Gruppe ihr Lager nach Gernsheim verlagerte.

Um in Zukunft weiter zu wachsen, baut die myToys.de-Gruppe nun auch einen Standort in Madrid auf. In der spanischen Hauptstadt will man Entwickler beschäftigen, die das selbst entwickelte Shop-System der Berliner weiter programmieren. Unter anderem soll eine neue IT-Struktur für die Mobile-Shops der Gruppe entstehen, um Kunden ein besseres Shopping-Erlebnis auf mobilen Geräten zu bieten.

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1 Kommentar

  1. Ich habe großen Respekt vor dem Vorgehen von Otto. Kein durch externes Geld getriebenes Unternehmen, welches erstmal zeigen muss, dass es überhaupt Gewinne erwirtschaften kann. Sondern ein Unternehmen, welches kompromisslos erfolglose Projekte einstampft und mit einer Multishop-Strategie in sehr interessante Märkte eindringt.
    Hier scheint Otto es nun auch verstanden zu haben, User zu Kunden zu machen, die sonst niemals auf otto.de eingekaut hätten.

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