Nach dem Neustart: Neckermann.de entwickelt sich positiv

Mit der Traditionsmarke „Quelle“ befindet sich der Otto-Konzern nach eigenen Angaben ja auf einem „steten Erfolgskurs„, wie ich erst kürzlich berichtet hatte. Auch bei der Versendermarke Neckermann.de läuft es offenbar. So sieht die für den Shop zuständige Otto GmbH & Co. KG nach eigenen Angaben eine „kontinuierlich positive Entwicklung aller relevanten Eckzahlen„.

Neckermann.deDer neue Neckermann-Shop „powered by Otto“ (Bildquelle: Screenshot)

Auf Nachfrage verrät Otto erwartungsgemäß zwar keine harten Fakten, was Umsätze oder aktive Kunden betrifft. Die Hanseaten betonen aber, dass der Online-Shop bei den Kunden gut ankomme und profitabel sei. Letzteres ist aber in der aktuellen Situation auch kein Wunder.

Denn das Team beim Online-Shop Neckermann.de besteht lediglich aus vier Mitarbeitern. Mit so einer Rumpfmannschaft kann Otto arbeiten, weil man zum Beispiel keinen Einkauf braucht. So finden Kunden im Online-Shop hauptsächlich Angebote, die es auch bei Otto zu kaufen gibt. Zum Beispiel diese Waschmaschine, die sowohl bei Otto als auch bei Neckermann angeboten wird (in beiden Fällen übrigens zum Preis von 499 Euro statt zu einem UVP von 749 Euro).

Diese Form der Zweitverwertung kennt man bereits aus anderen Otto-Shop. So finden Kunden prinzipiell auch im kürzlich gestarteten Elektro-Shop Ekinova.de oder dem Möbel-Portal Cnouch bereits Produkte, die man auch bei Otto direkt bekommt. In beiden Fällen ist das aber legitim, da diese Sub-Shops auf einzelne Sortimente wie Elektrogeräte und Möbel spezialisiert sind.

Otto kann in den Nischen-Shops daher seine Produkte in einem Umfeld präsentieren, das genau auf Kunden mit einem konkreten Interesse an diesem Teilsortiment zugeschnitten ist. In so einem Nischen-Shop können Händler daher prinzipiell ihre Sortimentskompetenz betonen, Otto wiederum im Speziellen auch solche Kunden erreichen, die nicht bei Otto kaufen wollen.

Beide Argumente stechen bei Neckermann.de aber eigentlich nicht. Schließlich ist dieser Shop wie Otto.de als ein Universalversender aufgestellt, der mit einem breiten Angebot bei Kunden punkten will. Neue Kunden zu erreichen, könnte auch schwierig werden. Schließlich dürfte die Marke Neckermann nach wie vor vielen Konsumenten bekannt sein, was jüngere Zielgruppen unter Umständen sogar von einem Kauf in diesem Online-Shop abhalten könnte.

„Universal-Discounter“ ergänzt Portfolio an Otto-Shops

Entscheidende Alleinstellungsmerkmale sehe ich bei dem Shop für Kunden auch nicht, da im Neckermann-Shop unter anderem mit wenig spektakulären Vorteilen wie einer „einfachen Anmeldung“ oder einer „sicheren und professionellen Abwicklung über Otto“ geworben wird. Wenn man das letzte Argument nimmt, könnten Kunden ja auch direkt bei Otto kaufen.

Fehlende Alleinstellungsmerkmale macht Otto bei Neckermann.de selbst aber nicht aus. So sehen die Hamburger den Shop als einen „Universal-Discounter“ positioniert, der „unschlagbare Preise bei hervorragender Qualität biete„. Der Erfolg bestätige, dass diese Strategie aufgehe und der Online-Shop Neckermann.de das Portfolio der übrigen Otto-Angebote sinnvoll ergänze.

Dass Neckermann vor allem beim Preis punkten will, lässt sich in der Tat nicht leugnen. So finden sich bei den Produkten auf der Homepage ausschließlich Streichpreise (siehe Foto), während im Otto-Shop auf der Startseite teilweise gar keine Preise kommunziert werden.

Neckermann.de hält sich bereits seit über 20 Monaten

Mit der Discount-Strategie von Neckermann.de erreicht Otto nach eigenen Angaben sowohl die verbliebenen Bestandskunden des ehemaligen Traditionsversenders als auch Neukunden, was ich den Hamburgern jetzt auch einfach einmal glaube. Denn ein Punkt spricht unübersehbar dafür, dass bei Neckermann.de das Geschäft läuft: Der Shop ist nach wie vor online.

Konkret hat die Otto-Gruppe die Markenrechte an Neckermann.de bereits im November 2012 übernommen, nachdem der ehemalige Konkurrent wenige Wochen zuvor aufgegeben hatte.

Seit Februar 2013 verkaufen die Hanseaten also ihr Otto-Sortiment über die Plattform, die damit schon über 20 Monate in der aktuellen Form am Start ist. So gesehen lebt Neckermann 2.0 nicht nur bereits länger als andere Otto-Shops wie Yalook, die bereits nach kürzerer Zeit wieder eingestampft wurden. Neckermann.de hat auch schon die kritische Grenze von 15 Monaten überstanden, nach denen Otto über die Zukunft von Ekinova entscheiden will.

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2 Kommentare

  1. Dem ist sicherlich wenig hinzu zu fügen – bis auf die Anregung, die Aussage „profitabel“ ein wenig näher zu hinterfragen.

    Beinhaltet dies bspw auch die „Abschreibungen“ auf den Kauf der Markenrechte und Domains?

    Beinhaltet dies auch eine marktgerechte interne Verrechnung der Leistungen (wie eben Einkauf und PIM) die die Konzernmutter übernimmt?

    Etc pp.

    Hierzu wird es sicherlich keine belastbaren Aussagen geben, aber dann könnte man das „profitabel“ wenigstens ein wenig einordnen.. 😉

Kommentare sind deaktiviert.