„Instant Pickup“: Amazon stellt Produkte in nur zwei Minuten zu

US-Versandriese Amazon testet ab sofort einen neuen Zustellservice, der aufhorchen lässt. Denn unter der Bezeichnung „Instant Pickup“ bietet der Versender an, dass Kunden ihre Ware bereits innerhalb von nur wenigen Minuten erhalten – quasi direkt nach der Bestellung im Online-Shop. Möglich wird diese Sofort-Zustellung, weil Amazon ausgewählte Schnelldreher in eigenen Paketboxen ausgibt.

Amazon Instant Pickup
Kunden können Ware direkt nach der Bestellung mitnehmen (BIld: Screenshot)

Im Detail funktioniert die neue Sofort-Lieferung so: Zunächst einmal müssen Kunden bei Amazon über die Smartphone-App bestellen. Dort gibt es einen Menüpunkt, über den sich Artikel listen lassen, die Amazon sofort anbieten kann. Im Angebot sind Fast Moving Consumer Goods (FMCG) und Lebensmittel wie Snacks als auch niedrigpreisige Elektronik-Artikel wie Ladekabel, die man oft kurzfristig benötigt.

Nach einer Bestellung hinterlegen Mitarbeiter von Amazon die Artikel in einem Schließfach („Locker“), wo Kunden das Produkt entnehmen können. Dazu müssen sie nur einen Barcode scannen lassen, der bei ihrer Bestellung generiert wurde. Anschließend öffnet sich das Schließfach mit der Bestellung.

Das geht aber nur innerhalb von wenigen Minuten, weil an die Schließfächer eigene Warenlager angebunden sind, aus denen Mitarbeiter die Ware entnehmen. Angeboten wird der Service zum Start zudem nur in fünf US-amerikanischen Städten, wo Amazon bereits eigene Schließfächer anbietet.

Sofort-Zustellung auch für deutsche Kunden interessant

So gesehen ist der Service zunächst nur für einen eingeschränkten Kundenkreis interessant. Denn um Ware in nur wenigen Minuten zu bekommen, müssen Kunden ja vor einem „Amazon Locker“ stehen. Amazon selbst transportiert die Bestellungen schließlich nicht von seinem Warenlager zu den Kunden.

Dennoch steckt viel Potenzial im Zustell-Service. Schließlich stellt Amazon ja zunehmend eigene Schließfächer auf – auch in Deutschland. Bislang werden diese dafür genutzt, dass sich Kunden dorthin ihre Online-Bestellungen liefern lassen und zu einem späteren Zeitpunkt selbst abholen können – um nicht aus Versehen zu Hause bei der Zustellung den Paketboten zu verpassen. Nutzen könnte Amazon seine hauseigenen „Locker“ aber auch hierzulande einmal für eine Zwei-Minuten-Zustellung.

Alexander Hofmann
Alexander Hofmann (Bild: Howado)

„Amazon würde kaum in eigene Schließfächer investieren, wenn diese lediglich eine Kopie der DHL-Packstationen wären“, argumentiert etwa Alexander Hofmann (siehe Foto), Gründer des Online-Portals Ecomparo.

Ihm zufolge könnte Amazon in Deutschland künftig Schnelldreher prinzipiell in seinen „Amazon Lockers“ vorhalten – ohne dass es dazu überhaupt eine Bestellung eines Kunden braucht. In diesem Szenario würden Kunden im Online-Shop dann den Hinweis erhalten, dass sich der gewünschte Artikel bereits in einem „Amazon Locker“ in ihrer Nähe befindet.

Anbieten würde sich dieser Service besonders bei Produkten, die von Kunden sehr kurzfristig benötigt werden. Mögliche Warengruppen wären Ersatzteile wie Ladekabel oder Verbrauchsmaterial wie Toner.

Durch so einen Zustellservice würde Amazon in Deutschland näher an den stationären Einzelhandel rücken. Dieser könnte seine große Stärke – die sofortige Verfügbarkeit von Produkten – verlieren. In den USA will Amazon jedenfalls den neuen Pickup-Service schnell weiter ausbauen und an zusätzlichen Standorten anbieten. Weil Amazon-Kunden ihre Ware schlichtweg immer schneller haben möchten.

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5 Kommentare

  1. Was für ein Blödsinn.
    Ist es eine komfortabler, wenn ich mit meinem Handy ankündigen darf, dass ich etwas aus einem Automaten ziehen will. Man muss nicht alles feiern, nur weil es digital ist oder von AMAZON kommt .

  2. Ich hätte noch eine innovativere Idee: ich gehe sogr selbst ins Lager und schau was da ist, nehme es aus dem Regal und trage es zur Kasse. Ach misst, das gibt es ja schon und heißt „Einzelhandel“.
    Der E-Commerce lebt von der breite des Sortiments, der Einzelhandel von der sofortigen Verfügbarkeit weniger Artikel. Daher kann ich keinen Mehrwert entdecken.

  3. In der ersten Ausbaustufe steht der Service sicher noch am Anfang. Man kann ja nur Produkte dann sofort erhalten, wenn man praktisch einen stationären Store von Amazon besucht. Interessant wird es aber doch wirklich, wenn Amazon in seinen Schließfächern künftig bundesweit Bestseller bevorraten würde – so dass jeder Kunde in seiner Nähe schnell ein Produkt entnehmen könnte. Mit den „Amazon Lockers“ baut man hierfür ja quasi die Infrastruktur, wie Alexander Hofmann beschreibt.

    • Aber wo ist dann der Unterschied zum Einzelhandel? Die Öffnungszeiten? Sollte man da nicht eher über das veraltete Ladenschlussgesetz diskutieren?
      Die Bevorratung an tausenden Standorten ist doch genau der Nachteil, den der Einzelhandel mit sich bringt.
      Gerade der Longtail kann vom Einzelhandel nicht abgedeckt werden. Bier, Butter, Zeitschriften, Batterien oder andere Bestseller kann auch auch 24/7 an einer besseren Tanke holen.

  4. Der Witz ist doch, dass Amazon so zum Einzelhandel aufschließen kann – und in den Schließfächern einmal Bestseller bevorraten könnte, die Kunden schnell gebrauchen könnten. Dann hätte man hier gegenüber dem Einzelhandel aufgeholt und könnte zeitgleich über Online-Shop/Marktplatz nach wie vor den Longtail abdecken.

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