Geschäftsjahr 2015: Tchibo verfehlt die eigene Umsatzprognose

Der Kaffee-Röster Tchibo hat im vergangenen Geschäftsjahr 2015 einen Netto-Umsatz von 3,36 Mrd. Euro eingefahren. Das geht aus der aktuellen Jahresbilanz der Hamburger Maxingvest AG hervor, die als Holdinggesellschaft alle Anteile an der operativ tätigen Tchibo GmbH hält. Demnach hat das Geschäft im Vergleich zum Vorjahr allerdings leicht nachgegeben, da der Multichannel-Händler im vorletzten Geschäftsjahr 2014 noch einen Netto-Umsatz von 3,38 Mrd. Euro erzielen konnte.

Tchibo Lieblingsstücke
„Lieblingsstücke“: Tchibo hat online bereits ein Dauersortiment (Bild: Screenshot)

Das ist aus mehreren Gründen ernüchternd. Zum einen war der Umsatz bereits in den Geschäftsjahren 2014 und 2013 gesunken, im Geschäftsjahr 2012 lag der Netto-Umsatz von Tchibo noch bei 3,57 Mrd. Euro. Zum anderen hatte die Maxingvest AG zunächst in ihrem Konzernabschluss für das Jahr 2014 prognostiziert, dass Tchibo für das Jahr 2015 „ein leichtes Umsatzwachstum“ erwarte. Dass es nun doch nicht dazu gekommen ist, hat nach Angaben der Holding-Gesellschaft verschiedene Gründe.

Konkret spricht der Konzern davon, dass bei Tchibo das Geschäft mit Gebrauchsartikeln schwächer verlaufen sei und es „anhaltende Frequenz- und Umsatzrückgänge in den stationären Vertrieben“ gegeben habe. Positiv entwickelt habe sich dagegen das Geschäft im E-Commerce. So habe der Online-Handel mit einem Umsatzwachstum im zweistelligen Prozentsatz weiter an Bedeutung gewonnen und die Erwartungen bei Tchibo übertroffen. Das ist wiederum insofern bemerkenswert, weil das Online-Geschäft bei Tchibo in den beiden Vorjahren 2014 und 2013 nach eigenen Angaben jeweils hinter den eigenen Erwartungen geblieben war – obwohl die Online-Umsätze damals bereits zunahmen.

E-Commerce-Geschäft übertrifft endlich einmal die Erwartungen

Dass es im vergangenen Geschäftsjahr besser lief, hat ebenfalls mehrere Gründe. Zum einen bietet Tchibo in seinem Online-Shop seit knapp zwei Jahren ein dauerhaftes Warensortiment an, mit dem der Hamburger Multichannel-Händler seine wöchentlich wechselnden Angebote unter dem Motto „Lieblingsstücke“ ergänzt. Hintergrund ist, dass sich Kunden in den Filialen zwar gerne von den wechselnden Angeboten überraschen lassen, im Online-Shop aber eher gezielt Produkte suchen.

Mit dem zusätzlichen Dauersortiment kann Tchibo daher online nun auch solche Kunden bedienen, die einen konkreten Bedarf haben und sich nicht von den Aktionsangeboten inspirieren lassen wollen. Dazu befeuern Multichannel-Services das Geschäft im E-Commerce. So bietet der Multichannel-Händler seit einiger Zeit an, dass Kunden ihre Bestellungen zur Abholung in eine Filiale schicken lassen können.

Bei der Filialbelieferung gibt es keinen Mindestbestellwert und keine Versandkosten, während Tchibo bei der Lieferung nach Hause bei einem Bestellwert unter 20 Euro ein Porto von 4,95 Euro berechnet.

In den Filialen können Kunden nun auch ihre Online-Bestellungen retournieren, der Kaufpreis wird dann bar erstattet oder auf die EC-Karte zurück gebucht – was Online-Shopping bequemer macht.

Das Ergebnis (EBIT) lag bei Tchibo im Geschäftsjahr mit 34 Mio. Euro deutlich unter dem Vorjahreswert von 191 Mio. Euro. Als Grund nennt der Kaffee-Röster neben „Investitionen in Innovationen“ auch Einmalaufwendungen wegen dem Restrukturierungsprojekt „Fit for Growth„. Hier will man bis Ende 2017 bis zu 350 Arbeitsverhältnisse kündigen. Hintergrund ist, dass Tchibo durch die zunehmende Digitalisierung des Handels sich neu aufstellen muss. Deshalb sollen Strukturen und Prozesse neu organisiert werden, um auf Marktgegebenheiten schneller reagieren zu können. Konkret betroffen von den Stellenstreichungen sind Mitarbeiter im Einkauf, Marketing, dem Vertrieb und der Logistik.

Für das laufende Geschäftsjahr 2016 rechnet Tchibo mit einem deutlich verbesserten EBIT und einem „stabilen Umsatz“, den man nicht zuletzt durch höhere Umsätze im E-Commerce erreichen will. Die Frequenz in den Filialen will Tchibo zudem dadurch wieder steigern, dass vor Ort künftig ebenfalls ein dauerhaftes Warensortiment angeboten wird – zusätzlich zu den wechselnden Aktionsangeboten.

Die rückläufige Frequenz in den Filialgeschäften sei prinzipiell ein Problem, mit dem laut Tchibo der gesamte stationäre Einzelhandel zu kämpfen habe und daher nicht nur der Kaffee-Röster alleine.

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