„Fragwürdiges Geschäftsgebaren“? Momox-Chef wehrt sich gegen Kritik

Der Gebrauchtwaren-Händler Momox schwimmt weiter auf der Erfolgswelle. So konnten die Berliner im vergangenen Geschäftsjahr 2016 ihren Umsatz erneut deutlich steigern, da der Netto-Umsatz um rund 30 Prozent auf 150 Mio. Euro zugelegt hat. Alles rosarot also? Nicht ganz. So klagen Verbraucher derzeit immer wieder über die Ankaufsbedingungen, wenn sie gebrauchte Ware bei den Berlinern zu Geld machen wollen. Im Gespräch mit neuhandeln.de nimmt Momox-Chef Heiner Kroke dazu Stellung.

Heiner Kroke Momox
Momox-CEO Heiner Kroke (Bild: Momox)

neuhandeln.de: Ein Plus von 30 Prozent ist beeindruckend – vor allem bei dreistelligen Millionenumsätzen. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Momox-CEO Heiner Kroke (47): „Wir haben unsere Wurzeln in Deutschland und beim Handel mit gebrauchten Büchern. Rund 60 Prozent unseres Umsatzes machen wir daher nach wie vor mit Büchern. Aber auch das Geschäft mit gebrauchten CDs und DVDs entwickelt sich gut, was unter anderem über Investitionen in unser Marketing erreicht wurde. So haben wir im vergangenen Jahr zum Beispiel erstmals unseren Second-Hand-Shop Medimops.de in Deutschland mit TV-Werbung beworben.“

neuhandeln.de: In den Jahren zuvor gab es nur TV-Spots, um das Ankaufsportal Momox.de zu bewerben. Das starke Wachstum hat sicher aber noch andere Hintergründe.

Kroke: „Unsere Wurzeln liegen zwar in Deutschland, als Online-Händler sind wir aber inzwischen auch in anderen Ländern aktiv. So verkaufen wir gebrauchte Ware in Frankreich über unser eigenes Online-Portal Momox-Shop.fr und Online-Marktplätze wie Amazon.frFNAC oder PriceMinister. In Großbritannien sind wir auf Amazon UK aktiv, dazu verkaufen wir über unseren deutschen Online-Shop Medimops.de und Online-Marktplätze auch an Kunden in Österreich. Im vergangenen Jahr ist zwar kein neuer Shop im Ausland dazu gekommen. Das internationale Geschäft hat aber stark angezogen und macht nun schon 27 Prozent vom Gesamtumsatz aus – umgerechnet rund 40 Mio. Euro nach etwa 24 Mio. Euro im Vorjahr. Grund sind unter anderem Verbesserungen beim Performance-Marketing.“

Momox Umsatz
Der Gebrauchtwarenhändler wächst weiterhin sehr stark (Bild: eigene Grafik)

neuhandeln.de: Eine Rolle spielt aber sicher auch die Erweiterung beim Sortiment?

Kroke: „Tatsächlich wurde im Frühjahr 2014 der zusätzliche Online-Shop Ubup.com (Abkürzung für „Used but precious“) gestartet, über den wir gebrauchte Mode verkaufen. Das Geschäft damit hat im vergangenen Jahr knapp dreistellig zugelegt, so dass wir bereits einen zweistelligen Anteil von unserem Gesamtumsatz mit Fashion machen. Dabei konnten wir auch hier davon profitieren, dass wir im vergangenen Jahr unseren Fashion-Shop über TV-Spots beworben hatten.“

neuhandeln.de: Sind für dieses Jahr denn zusätzliche Sortimente geplant?

Kroke: „Expandieren wollen wir auch in diesem Jahr, dann aber in einen zusätzlichen Ländermarkt. Beim Angebot an sich sind keine Erweiterungen geplant, das Geschäft mit Elektronik überlassen wir auch weiter unseren Wettbewerbern. Denn der Handel mit gebrauchten Büchern und CDs hat nach wie vor viel Potenzial. Zwar könnte man meinen, dass Verbraucher heute lieber eBooks lesen und Musik über Streaming-Dienste hören. Der Anteil solcher Digital-Services am gesamten Markt ist aber nach wie vor gering, so dass der Markt für gebrauchte Medien noch lange nicht erschöpft ist.“

neuhandeln.de: Verkaufen können Sie aber nur Ware, die sie zuvor von Verbrauchern ankaufen. Hier mehren sich kritische Stimmen. So klagen Verbraucher auf dem Internet-Portal Flipchecker.com, dass Momox zum Beispiel original verpackte Medien bemängelt und diese Ware nicht ankaufen will. Ein Internet-Nutzer beklagt deshalb auf Flipchecker.com ein „fragwürdiges Geschäftsgebaren“.

Kroke: „Alle Artikel von Verbrauchern werden von unseren Mitarbeiter gleich behandelt – ob wir dafür nun 15 Euro oder 15 Cent bezahlen. Wenn Ware bemängelt wird, nimmt ein weiterer Mitarbeiter eine Einschätzung vor. Nur wenn Beide zu einer gleichen Einschätzung kommen, wird ein Artikel nicht akzeptiert. Das ist bei rund vier Prozent der 100.000 Artikel der Fall, die wir im Jahr ankaufen.“

neuhandeln.de: Kunden können sich bemängelte Ware für vier Euro Porto zurücksenden lassen – oder kostenloses bei Ihnen recyclen. Manche Verbraucher glauben, dass sie ihre Ware dann trotzdem verkaufen. Ein Nutzer stellt auf Flipchecker.com daher die Frage: Will man die Kunden betrügen?

Kroke: „Die vier Euro Rücksendegebühr sind nur ein Teil der Gesamtkosten und werden lediglich anteilig auf den Kunden umgelegt. Die Kosten für abgelehnte Artikel liegen bei 6,78 Euro Portokosten pro Retoure. Dazu kommen noch die Kosten für unsere Logistik. Wir haben aber bereits gemerkt, dass abgelehnte Artikel in einigen Fällen zu Fragen und Unverständnis führen. Hier wollen wir künftig mehr Transparenz bieten. Denn unser Geschäft basiert nicht darauf, unsere Kunden zu betrügen. Das wäre sehr kurzfristig gedacht. Neben Flipchecker gibt es weitere Bewertungsportale wie shopauskunft.de, Trustpilot und Trusted Shops, die deutlich mehr Kundenbewertungen aufweisen. So gibt es mehr als 8.300 Bewertungen für momox allein bei shopauskunft.de, bei flipchecker.de sind es lediglich 21. Auf den anderen Plattformen fallen die Bewertungen für momox deutlich positiver aus.“

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1 Kommentar

  1. Meine Erfahrungen mit MOMOX sind leider auch nur sehr negativ – auch im Bekanntenkreis habe ich niemanden der dort ein zweites Mal was verkaufen würde. Vielleicht sind das aber nur „Ausnahmefälle“…

Kommentare sind deaktiviert.