Conrad vs. ELV: Zwei Elektronik-Communities im Vergleich

Der Elektronik-Spezialist Conrad betreibt ab sofort unter Community.Conrad.de ein eigenes Social Network. Auf dem Portal sollen sich Technik-Fans unter Gleichgesinnten austauschen, indem sie zum Beispiel anderen Verbrauchern bei konkreten Fragen (Beispiel: „Welches Tablet ist für Bildbearbeitung geeignet?„) passende Antworten liefern. Nutzer können zudem eigene Anleitungen in der Community veröffentlichen und sich auf Produkttests von Conrad bewerben.

Conrad Online-CommunityBildquelle: Screenshot

Mit der neuen Online-Community will Conrad seine Service-Leistung ausbauen und Nutzern weiterhelfen. Das weckt Erinnerungen. Denn auf so einem Prinzip basiert auch das so genannte „Technik-Netzwerk„, das der Elektronik-Versender ELV im Sommer 2011 gestartet hat. Auch hier sollen sich Technik-Begeisterte miteinander vernetzen und ihre Erfahrungen austauschen.

Das Konzept von ELV geht auf: So ist nach Angaben des Elektronik-Versandhauses die Teilnehmerzahl in den vergangenen drei Jahren stark auf inzwischen über 33.000 Mitglieder gestiegen, während in den Foren des Technik-Netzwerks „aktiv diskutiert“ werde. Mit einem ähnlichen Konzept dürfte also Conrad Electronic durchaus auf das richtige Pferd setzen, wobei mir die Online-Community von ELV im direkten Vergleich ein wenig stimmiger erscheint.

Bei der Conrad-Community fällt jedenfalls gleich auf, dass es kaum Verweise auf den Online-Shop gibt. So beschreibt dieser Beitrag beispielsweise, wie man Musik von Kassetten mit dem Gerät ION Audio auf den Rechner spielen kann. Obwohl es das entsprechende Produkt bei Conrad zu kaufen gibt, fehlt allerdings in der Community ein Verweis auf den Online-Shop.

Auch sonst ist mir keine Produktwerbung aufgefalllen – ausgenommen eine Anzeige, mit der Conrad in der Community gerade Produkttester für ein Headset sucht.

Anders verfährt dagegen ELV. Hier bekommt der Nutzer direkt nach dem Login in das Technik-Netzwerk ein Produkt empfohlen (Motto: „Das könnte Sie auch interessieren“) – in meinem Fall war es diese 6-fach-Steckdosenleiste von Hama. Bei solchen Ratgebern im Technik-Netzwerk listet ELV zudem immer wieder Produkte aus dem Online-Shop (siehe Foto unten).

ELV RatgeberBildquelle: Screenshot

Nun kann man zwar argumentieren, dass man Nutzer in einer Community nicht mit Werbung zuballern sollte – schließlich suchen sie ja nach Informationen und nicht nach Produkten. Das eigene Sortiment zu verschweigen, kann aber auch kaum eine Lösung sein. Insofern macht es ELV für mich eigentlich ganz geschickt. Denn passende Produkte werden nicht in den nutzer-generierten Beiträgen in den einzelnen Fachforen beworben, sondern nur bei Ratgebern oder FAQs, die immer direkt von der ELV-Redaktion stammen. So kann man Produkte empfehlen, ohne dass man dazu User-generated Content als Werbefläche missbrauchen muss.

Auch sonst verwebt ELV seinen Content mit dem E-Commerce. So kann man sich beispielsweise als Neuling für das Technik-Netzwerk anmelden, indem man dazu die Log-In-Daten des Online-Shops verwendet – was gerade für Bestandskunden die Hürde senken kann, sich an der Community zu beteiligen. Zum Vergleich: Bei Conrad Electronic müssen Interessenten in jedem Fall einen eigenständigen Account anlegen, wenn sie der Community beitreten wollen (wobei man sich alternativ auch über seinen Facebook, Google oder Yahoo-Account anmelden kann).

ELV bewirbt aber nicht nur Produkte in der Community. Parallel werden im Shop auf solchen Produktdetailseiten auch passende Forenbeiträge gelistet, wenn sich Kunden weiter über einen Artikel vor dem Kauf informieren möchten. Auf der Produktdetailseite des Kassetten-Encoders bei Conrad Electronic fehlt dagegen ein Hinweis auf die passende Anleitung in der Community.

Insgesamt sind die Communites von ELV und Conrad also vom Grundsatz her ähnlich gestrickt, im Detail unterscheiden sich beide Portale aber doch deutlich voneinander. Ausgereifter wirkt auf mich im direkten Vergleich das Social Network von ELV, was allerdings kein Wunder ist. Denn die Community von Conrad steckt schließlich momentan ja noch in der Beta-Phase.

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